Was Sie gegen belastenden Erfolgsdruck im BGM tun können

1.02.2024

Haben Sie Bedenken, mit Kennzahlen zu arbeiten? Den Erfolgsdruck im BGM spüren Sie jetzt schon deutlich – und Sie fürchten, dass Zahlen alles noch schlimmer machen? In diesem Artikel zeige ich Ihnen, warum Kennzahlen nicht das Problem, sondern Teil der Lösung sind. Und ich verrate Ihnen, wie Sie übergroßem Erfolgsdruck vorbeugen können.

 

„Ich trau mich nicht, mit Kennzahlen zu argumentieren. Was mache ich, wenn die Zahlen dann nicht besser werden? Was ist, wenn der Krankenstand nicht sinkt? Wenn die Zahl der Beschäftigten, die ins BEM-Verfahren fallen, weiter steigt? Dann bin ich schuld.“

Kommen Ihnen diese Gedanken bekannt vor? Spüren Sie ihn auch – den großen Erfolgsdruck im BGM?

Willkommen im Club 🥳. Ging mir früher auch so. Und ich sehe bei meinen Kunden, wie belastend das sein kann.

Ich zeig Ihnen gleich, wie Sie den Druck gar nicht erst riesengroß werden lassen.

Gucken wir vorher mal, warum er entsteht. Das zu erkennen, hilft Ihnen, Lösungen zu finden, um damit gut umzugehen.

3 Gründe für den Erfolgsdruck im BGM

Es dauert halt

Einer der Gründe liegt in der Sache: Bei Gesundheitsförderung und Prävention braucht man einen langen Atem. Es dauert einfach, bis die Maßnahmen eine spürbare und sichtbare Wirkung zeigen. Denn wir wollen echte Veränderungen erreichen.

Nehmen wir mal die Maßnahmen der Verhaltensprävention: Die sollen das Verhalten von Beschäftigten verändern. Und das braucht Zeit. Neue Gewohnheiten wie „mehr Bewegung“ und „weniger Fast-Food“ etablieren sich in unserem Kopf nicht über Nacht.

Aber auch Veränderungsprozesse in Unternehmen und Verwaltungen sind nicht selten langwierig und komplex. Haben Sie schon die Prozessschritte der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen bis zur Wirkungskontrolle durchgeführt? Na, dann wissen Sie, was ich mein 😏.

Die Gesundheit der Beschäftigten im Betrieb lässt sich also nicht in 3 Monaten verbessern.

BGM ist eine Investition

Echte Erfolge, die sich dann auch in den Kennzahlen zeigen – in den krankheitsbedingten Fehlzeiten zum Beispiel –  werden wohl erst mittelfristig zu sehen sein.

Die Unternehmenskultur bestraft Versagen

Arbeiten Sie in einem Unternehmen oder an einem Standort, in dem Fehler mehr als Versagen, denn als Quelle für Verbesserungen gesehen werden?

Na Mahlzeit! Da ist es nachvollziehbar, dass der Erfolgsdruck belasten und verunsichern kann. Wo möglich haben Sie die Kritik schon im Ohr, die Ihre Entscheider äußern, wenn Ihre Arbeit, Ihre Maßnahmen, im Betrieblichen Gesundheitsmanagement nicht schnell bewirken, was sie bewirken sollen.

Kritische Fehlerkultur bei Erfolgsdruck im BGMAlso wenn Sie als Gesundheitsverantwortliche nicht „performen“.

Wer wird schon gerne kritisiert? Da braucht man Mut zum Risiko, um sich trotzdem aktiv für BGM-Maßnahmen einzusetzen und mit Kennzahlen und dem später zu erwartenden Nutzen zu argumentieren.

Der hohe Erfolgsdruck, den Betriebliche GesundheitsmanagerInnen spüren, wird durch die Handlungsweise von Führungskräften und Geschäftsleitung gefördert.

 

Der eigene innere Kritiker ruft

Wir alle haben tiefsitzende Überzeugungen über uns selbst und was wir im Leben erreichen können oder sollten. Es sind Glaubenssätze.

Und diese Glaubenssätze haben einen starken Einfluss auf unser Denken und Handeln. Wer denkt, dass er nur wertvoll oder liebenswert ist, wenn er erfolgreich ist, der steht unter großem Erfolgsdruck. Der will auf gar keinen Fall scheitern.

Wenn der innere Kritiker zu laut ist, dann unterschätzen wir unsere eigenen Fähigkeiten. Wir setzen uns selbst unter hohen Erfolgsdruck. Wir wollen möglichst alles perfekt machen, um vermeintliche Mängel zu kompensieren oder bloß nicht zu scheitern.

Trifft das auf Sie? Dann hinterfragen Sie diese Glaubenssätze und suchen Sie professionelle Unterstützung, um einen besser mit ihnen umzugehen.

Kennzahlen sind nicht das Problem

Mein Credo ist ja: Als Gesundheitsverantwortliche müssen Sie mit Kennzahlen im BGM arbeiten. Lesen dazu mehr in meinem Artikel Tipps um mit Kennzahlen zu arbeiten

Denn Sie wollen zeigen, dass es hier nicht um „Erdbeertee und Räucherstäbchen“ geht (sorry, nix gegen Tee und Kräuter), sondern das BGM ein professionelles Management-Konzept ist. Und im Management wird mit Kennzahlen, Diagrammen, Statistiken argumentiert.

Aber erhöhen Kennzahlen den Erfolgsdruck nicht noch mehr, weil Sie die Ergebnisse sehr transparent machen?

Was ist, wenn …

  • Sie im Meeting  mit Ihrem Chef am Jahresende erklären müssen, warum  – trotz der Laufaktion im Mai, trotz der Angebote von Achtsamkeitstrainings im Herbst und der neuen Höhen-verstellbaren Schreibtische im Betrieb – die Kennzahl „krankheitsbedingten Fehlzeiten“ gestiegen ist?
  • Sie in der nächsten Sitzung des Arbeitsschutz-Ausschusses Projektergebnisse präsentieren müssen und die Kennzahlen keine Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr zeigen.

Ist es da nicht klüger, die Zahlen nicht so sehr in den Vordergrund zu stellen?

Nein, das sehe ich nicht so.

Denn: Die Kennzahlen sind nicht das eigentliche Problem.

Das eigentlich Problem ist, dass die Verantwortung für Erfolge des Betrieblichen Gesundheitsmanagements nur bei Ihnen angesiedelt ist. Dann heißt es: „Die Betriebliche Gesundheitsmanagerin muss das machen.“ „Der Betriebliche Gesundheitsmanager macht das schon.“

So klappt das aber nicht.

Wenn Ihr Arbeitgeber vor großen Herausforderungen steht und Erwartungen an die Wirkung von BGM-Maßnahmen stellt – sagen wir mal …

  • das Arbeitgeber-Image soll attraktiver werden und neue Fachkräfte anziehen oder
  • eine älter werdende Belegschaft soll arbeitsfähig bleiben oder
  • die Beschäftigten in der Nachtschicht sollen weniger ausfallen …

dann lassen diese Ziele sich nur erreichen, wenn alle – oder zumindest ziemlich viele im Unternehmen – dabei mitziehen.

Sie, ja Sie – der oder die Gesundheitsverantwortliche – Sie können das nicht alleine schaffen!

Also …

jetzt wissen Sie mehr über die Hintergründe des Erfolgsdrucks. Und die gute Nachricht: Sie können etwas dagegen tun.

Hier ein paar Empfehlungen:

Was Sie tun können, wenn der Erfolgsdruck im BGM zur Last wird

Schaffen Sie ein „Wir“-Gefühl bei Entscheidern 👥👥

In Betrieben und Verwaltungen muss es Fachverantwortliche geben. So funktionieren Organisationen. Die Fachverantwortung für BGM liegt bei Ihnen. Bei Ihnen laufen die Fäden zusammen und das ist auch gut so.

Das Problem dabei:

Die Entscheidungskompetenzen von BGMlern sind in der Regel nicht groß. Maßnahmen zum Beispiel, die Kosten verursachen oder Beschäftigte einige Zeit vom Arbeitsplatz fern halten, müssen dann noch mit der Geschäftsleitung und anderen Führungskräften abgestimmt werden. Wer Entscheidungen trifft, sollte allerdings auch die Verantwortung mittragen.

Deshalb:

Sorgen Sie für einen Steuerungskreis oder einen Lenkungsausschuss in Ihrem Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Darin können zwischen Führungskräften wichtige Entscheidungen diskutiert und getroffen werden. Gleichzeitig werden alle in die Pflicht genommen, für den Erfolg zu sorgen.

Es entsteht ein „Wir“-Gefühl. Und dieses „Wir“ wird Ihnen Druck nehmen.

Vereinbaren Sie realistische Ziele 🎯

Haben Sie im BGM Ziele vereinbart?

Lautet Ihre Antwort „ja“: Dann kommt belastender Erfolgsdruck meist daher, dass die Ziele unrealistisch sind, weil die nötigen Ressourcen nicht zur Verfügung stehen. Sie haben wenig Budget, Sie haben zu wenig Zeit. Wie sollen Sie da anspruchsvolle Ziele erreichen?

Lautet Ihre Antwort „nein“: Dann wissen Sie gar nicht, wohin die Reise gehen soll. Ihnen ist nicht klar, wann Ihre Maßnahmen erfolgreich sind.

Sprechen Sie mit Ihrem Auftraggeber. Legen Sie klare, messbare Ziele für Ihr BGM fest, die zu Ihren Ressourcen passen.

Begründen Sie Maßnahmen mit harten Fakten 📊

Wenn ich das höre, dann sträuben sich mir die Haare:  „Das habe ich gemacht, weil so viele Mitarbeiter sich das gewünscht haben.“ Der Klassiker: Massage am Arbeitsplatz.

Mit „Wünsch-Dir-Was“ lassen sich aber keine großen Ziele erreichen. Erfolge im BGM stellen sich nur dann ein, wenn Entscheidungen und Maßnahmen am Handlungsbedarf im Betrieb ausgerichtet sind.

Die Lösung ist einfach: Erst analysieren Sie, wo die Probleme rund um gesundheitliche Themen bei Ihrem Arbeitgeber liegen. Dann erarbeiten Sie sinnvolle Maßnahmenvorschläge und begründen sie mit harten Fakten. Und erst dann setzen Sie Maßnahmen um.

Beziehen Sie die Mitarbeitenden ein 🤵👰🧑‍🍼

Ihre Kolleginnen und Kollegen sind Ihre besten Verbündeten. Lassen Sie sie Teil des Betrieblichen Gesundheitsmanagements sein.

Na klar: Es geht alles viel schneller, wenn wir GesundheitsmanagerInnen einfach mal ein paar Maßnahmen zur Umsetzung vorschlagen. Und außerdem: Wir sind doch die Experten, wir kennen uns aus. Wir wissen Bescheid.😏😉

Ja und nein. Ja – wir sind BGM-ExpertInnen. Aber: Die Beschäftigten sind die Experten für die Verbesserungsmöglichkeiten an ihren Arbeitsplätzen. Wenn wir Betroffene zu Beteiligten machen, bringt das wertvolle Ideen und erhöht die Akzeptant der Maßnahmen.  Beste Voraussetzungen für Erfolge im BGM.

Kommunizieren, kommunizieren, kommunizieren Sie 📣

Informieren Sie regelmäßig über Ihre Pläne, Fortschritte und Erfolge. Gehen Sie in Führungskräfterunden, nutzen Sie Mitarbeiterversammlungen, sprechen Sie in Betriebsratsrunden. Machen Sie sich und das BGM sichtbar.

Warum?

Weil Ihre Arbeit und Ihre Ziele dadurch transparent werden. Durch Ihre Transparenz schaffen Sie Vertrauen und ziehen Unterstützer an.

Und last but not least …

Machen Sie Ihr BGM erfolgreich 🚀

Überprüfen Sie regelmäßig die Wirkungen Ihrer Maßnahmen. Checken Sie immer wieder, wie Ihre Maßnahmen ankommen und ob sie das bewirken, was sie bewirken sollen.

Dabei helfen Ihnen Kennzahlen, wie z.B. die Teilnehmerquote oder die Zufriedenheitsquote.

Bauen Sie ein kleines Kennzahlensystem auf und nutzen Sie Fragebögen, Interviews, Fokusgruppen und Gesundheitsdaten, um Feedback zu sammeln und Fortschritte zu messen.

Und bei Bedarf verbessern Sie Ihr Vorgehen und die Maßnahmen selbst.

So machen Sie Ihr BGM immer besser und sorgen für Ihren Erfolg.

Fazit

Ich fass´ mal zusammen:

Erfolgsdruck entsteht oft aufgrund unrealistischer Erwartungen, einer fehlerunfreundlichen Unternehmenskultur oder unserem eigenen inneren Kritiker. Wenn Sie ein „Wir-Gefühls“ bei Entscheidern schaffen, realistische Ziele festlegen, Ihre Maßnahmen fundiert begründen und die Mitarbeitenden einbeziehen, können Sie den Druck verringern.

Kennzahlen sind dabei nicht Ihr Feind, sondern ein Werkzeug, das, richtig eingesetzt, Ihr BGM stärkt und professionalisiert. Sie sind der Schlüssel, um den wahren Wert Ihrer Arbeit sichtbar zu machen und zu Ihrem Erfolg beizutragen.

 

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