Sie wollen sich ins Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) einarbeiten? Oder nur mal lesen, was man als GesundheitsmanagerIn den ganzen Arbeitstag so macht? Vielleicht stehen Sie sogar schon mittendrin im BGM, bloß die richtige Struktur – Ihr BGM Plan – fehlt Ihnen noch?
Zugegeben: Das Thema Gesundheit am Arbeitsplatz kann ganz schön überwältigend und komplex wirken.
Aber keine Sorge: Mit den richtigen Schritten können Sie es schaffen, Ihr eigenes erfolgreiches BGM aufzubauen.
Welche das sind, erkläre ich Ihnen in diesem Artikel. Ich zeige Ihnen meinen Erfolgsplan aus dem Zertifikats-Lehrgang „Fachkraft für Betriebliches Gesundheitsmanagement IHK“, in dem ich als Trainerin arbeite.
Gehen wir also mal auf eine ganz kurze Reise durch acht klare Schritte, die Ihnen helfen, ein effektives BGM bei Ihrem Arbeitgeber zu etablieren.
In 8 Schritten zum Erfolg
🧭Orientierung ist alles
Ja, richtig gelesen:
Mit Ihrem ersten Schritt werden Sie nicht etwa eine Aktion oder einen Gesundheitstag umsetzen, sondern Sie wollen sich orientieren. Sie wollen Ihre Ausgangssituation als Gesundheitsverantwortliche gut verstehen (Schritt 1). Welchen großen Fehler Sie am Anfang nicht machen sollten, das können Sie auch hier nochmal nachlesen „Der schlimmste Fehler am Anfang„.
Fragen Sie sich zum Beispiel: Was will eigentlich meine Geschäftsleitung mit BGM erreichen? Welche Erwartungen gibt es? Was war oder ist der Anlass für die Entscheidung, ein Gesundheitsmanagement einzuführen? Wann haben Sie als Gesundheitsverantwortlicher einen guten Job gemacht? Welche Kompetenzen und Ressourcen stehen Ihnen zur Verfügung?
Viele Fragen! Die Antworten darauf sind essenziell, damit Sie von Anfang an die richtigen Entscheidungen treffen können.
🚀Die Grundlagen legen
Okay – jetzt wissen Sie, in welche Richtung Sie gehen sollen.
Aber noch können Sie sich nicht ins BGM-Getümmel stürzen. Erst müssen noch ein paar weitere Basics geklärt sein.
Wie werden Sie mit dem Betriebsrat oder dem Betriebsarzt zusammenarbeiten? Macht es Sinn, dafür einen Steuerungskreis zu gründen? Ist eine Betriebsvereinbarung mit dem Betriebsrat nötig? Soll eigentlich der BGM-Start Ihres Arbeitgebers schon an Beschäftigte und Führungskräfte kommuniziert werden? Wenn ja: Wie und mit welchen Botschaften?
Und nicht zu vergessen: Wie ist die Einstellung Ihrer Führungskräfte zum BGM? Wissen Sie schon, bei wem Sie auf Unterstützung und bei wem Sie auf Widerstand stoßen? Da können ein paar Einzelgespräche am Anfang wirklich sehr hilfreich sein.
Steuerungskreis, Betriebsvereinbarung, Anfangskommunikation – das alles gehört zu den Grundlagen und Rahmenbedingungen, die Sie auf der zweiten Stufe Ihres Erfolgsplans schaffen wollen (Schritt 2).
🧮Zahlen, Daten, Fakten
Nun wird’s ernst: Denn im dritten Schritt geht es um die gesundheitliche Ist-Situation bei Ihrem Arbeitgeber.
Statistiken zu den krankheitsbedingten Fehlzeiten, Infos aus dem Betrieblichen Eingliederungsmanagement, Fluktuationsdaten, Berichte der Krankenkasse (GKV), Ergebnisse von Beschäftigtenbefragungen, Feedback aus Gesundheitsaktionen und und und – all das sammeln Sie. Denn Sie wollen verstehen, wie es um die Motivation und die gesundheitliche Situation der Beschäftigten bestellt ist.
Na, und dann würde ich mir ein paar Stunden in meinem Terminkalender blocken. Denn da liegt ein Berg von Daten und Informationen auf Ihrem Schreibtisch – oder wohl eher auf der Festplatte. Jetzt ist es an der Zeit, diesen Berg zu erklettern und in Ruhe zu sehen, was er Ihnen offenbart.
Heißt:
Sie analysieren Ihre Daten (Schritt 3).
Dabei suchen Sie nach Auffälligkeiten z.B. bei den krankheitsbedingten Fehlzeiten:
Wie sieht das auf der Zeitschiene – über die letzten Jahre – aus? Gibt es Unterschiede zwischen Abteilungen? Zwischen Männern und Frauen? Zwischen Altersklassen? Was sagt der Bericht Ihrer Krankenkassen zu den Diagnosen, die für die Fehlzeiten verantwortlich sind? Welche Kernaussagen enthalten die Ergebnisberichte der Beschäftigtenbefragungen? Wie steht Ihr Arbeitgeber im Vergleich mit anderen Unternehmen der Branche da?
🔦Auf den Punkt bringen
Wenn Sie so auf Ihre Daten schauen: Gibt’s ‚Aha!‘ Momente und auch ‚Hä?‘ Reaktionen? Bringen Sie Ihre Erkenntnisse aus der Datenanalyse auf den Punkt. Formulieren Sie die Ergebnisse und auch Annahmen und Hypothesen über deren Ursachen.
Falls Sie nicht so genau rauslesen können, was Ihnen die Daten sagen wollen, dann trommeln Sie ein paar Kolleginnen und Kollegen zusammen und machen Sie einen Workshop. Fragen Sie die Beschäftigten, was gut und was nicht so gut läuft an ihrem Arbeitsplatz.
Und warum nicht die Gelegenheit nutzen und gleich ein paar zündende Ideen für sinnvolle Verbesserungsmaßnahmen sammeln?
In Schritte 4 leiten Sie also Ergebnisse ab.
🎯Wo drückt der Schuh am meisten?
Eins ist mal klar, …
… sie können nicht zaubern und nicht alle Probleme gleichzeitig bearbeiten.
Da hilft vor allem: Prioritäten setzen und die wichtigsten Handlungsfelder festlegen (Schritt 5). Für die werden Sie sich im nächsten Schritt sinnvolle Maßnahmen überlegen.
Finden Sie also die Themen, bei denen der Schuh am meisten drückt.
Vielleicht geht es um gesunde Führung oder Suchtprävention. Vielleicht brauchen Sie Maßnehmen, weil die Beschäftigten im Home-Office sich einsam fühlen und den Kontakt zu Führungskräften und KollegInnen verlieren oder Sie wollen den zunehmenden Rücken- und Gelenkserkrankungen in Ihrem Unternehmen entgegenwirken.
Wo ist der größte Handlungsbedarf – damit fangen Sie im nächsten Schritt an.
💥Besser im Team
Jetzt erst – und wirklich jetzt erst – können Sie konkrete Maßnahmen ausarbeiten.
Am besten nicht allein!
In der Regel sind wir Gesundheitsmanagerinnen ja nicht die Fachexperten für Suchtthemen, Arbeitspsychologie oder für Stressprävention.
Also: Holen Sie andere Experten – wie Betriebsärzte, Sozialberater, etc. – mit ins Boot. Und beteiligen Sie Beschäftigte und Führungskräfte, wenn Sie Maßnahmen entwickeln (Schritt 6). Betroffene haben meistens die besten und vor allem praxisnahe Lösungsideen.
Und by-the-way: In diesem 6. Schritt legen Sie am Besten auch die Kriterien fest, mit denen Sie später die Qualität Ihrer Maßnahmen überprüfen. Um mal Beispiele zu nennen: Die Alltagstransferquote Ihrer Maßnahmen, die Teilnahmequote an Seminaren oder Webinaren, die Zufriedenheit der TeilnehmerInnen mit den Angeboten.
🛠️Gute Planung hilft
Wie sagt man so schön: Der Teufel steckt im Detail. Und ehrlich: Nach meiner Erfahrung gilt das vor allem für die Maßnahmenumsetzung (Schritt 7).
Da ist es gut, wenn Sie einen Umsetzungs- oder Projektplan erstellt haben, den Sie jetzt abarbeiten können.
Übrigens: Maßnahmen umsetzen – wo möglich noch mehrere gleichzeitig – kann ganz schön stressig sein. Nicht selten geht auch mal was schief. Da lassen Sie sich bitte nicht frustrieren. Übung macht den Meister!
Der Blick zurück🔭
Und nun? Nun werfen Sie einen prüfenden Blick zurück. Schauen Sie sich an, ob das, was umgesetzt wurde, gewirkt hat.
Profis im Qualitätsmanagement nennen die Wirkungskontrolle auch „Evaluation“: Was hat funktioniert und was nicht? Was wurde erreicht, was vielleicht nicht und warum? Hierbei helfen Ihnen Ihre vorab festgelegten Ziele und regelmäßig erhobene Kennzahlen.
Mit der Evaluation beginnen Sie wieder auf Stufe 3. Sie analysieren Daten, leiten Ergebnisse ab, bestimmen die wichtigsten Handlungsfelder und passen dann Ihren Maßnahmen-Korb an.
In dem Sie die Wirkung Ihrer Maßnahmen (Schritt 8) überprüfen und – falls nötig – Ihr Vorgehen und Ihre Angebote optimieren, machen Sie Ihr BGM immer besser. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung DGUV hat übrigens einen Methodenkoffer dafür entwickelt, den Sie sich kostenlos herunterladen können.
Fazit zum BGM Plan
Für Ihren Erfolg im BGM gehen Sie planvoll vor. Mit 8 klaren Schritten. Es ist ein Prozess, den Sie immer und immer wieder durchlaufen. Und genau damit beschäftigen sich die Profis unter den Gesundheitsverantwortlichen den ganzen Tag 😀. Nicht umsonst heißen sie deshalb auch Betriebliche GesundheitsMANAGER.
Wenn Sie jetzt denken: „Klingt alles toll, aber ich weiß nicht, wie ich damit anfangen soll“ …
… dann werfen Sie unbedingt einen Blick hierauf. Im „BGM-Starter“, meinem aktuellen Videokurs für Anfänger im Betrieblichen Gesundheitsmanagement, zeige ich Ihnen ganz detailliert, was und wie Sie ganz am Anfang vorgehen können. Oder wir beide führen ein unverbindliches Kennenlerngespräch und schauen, wie ich Ihnen weiterhelfen kann!
Viel Erfolg weiterhin!
Liebe Frau Goldstein,
es ist mir ein Fest gewesen Ihrem Podcast über den BGM- Zyklus zu lauschen. Dem Kreislauf aus Ihrem Munde folgend, wird die Wichtigkeit der Zusammenarbeit aller betrieblichen Einheiten (GF, PF, BR, FASI, Betriebsarzt…)
und die Durchführung wirklich aller Punkte des BGM-Zyklus sehr deutlich, um ein gesundes WIR zu gestalten.
Das ist nicht immer so.
Vielen Dank dafür!
Liebe Frau Weber,
ganz, ganz herzlichen Dank für dieses schöne Feedback. Es freut mich, dass Ihnen diese Folge gefallen hat. Ja ich weiß: Die Zusammenarbeit in den Unternehmen im Thema BGM ist manchmal wirklich schwierig. Da ziehen nicht alle an einem Strang. Als Gesundheitsmanager ist man da manchmal fast ein Mediator :-).